Familien-Politik ist, wenn ein hoher Politiker dafür sorgt, dass die Mitglieder seiner Familie gut versorgt sind. Genau genommen ist das dann eher Machtpolitik als Familienpolitik und der Abgesang an die Idee von der Chancengleichheit, das ist Gebrauch machen von den “aristokratischen” Möglichkeiten und kommt überall vor – in Ost, West, Nord und Süd.
Diese Vorbemerkung soll die Antithese zu: “Putin – der ist geisteskrank, Diagnose: Narzissmus” sein; Karl Lauterbach hatte in letzter Zeit wiederholt “Putin” und “Narzissmus” in einen Zusammenhang getellt, und wer die Suchmaschine bemüht, findet
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Karl Lauterbach: “Großmachtfantasien!” Bundesgesundheitsminister vergleicht Putin mit einem Narzissten
Nimmt man es genau, müsste man hier nachfragen: Mit welchem Narzissten wird Putin hier verglichen, und sicher gibt es einen, der P. ähnelt, ohne gleich zu sein.
… Der Bundesgesundheitsminister warf ihm “narzisstische Geltungsbedürfnisse” vor. …
Einen “Vorwurf” könnte man auch jemandem mit zu geringem Geltungsbedürfnis machen, jemandem mit (“erlernter”) übergroßer Bescheidenheit, und wer weiß, was der “russische Narziss” im Laufe seiner Sozialisation so alles zu lernen hatte, und was zu lernen das System ihm verwehrt hatte.
Mit ein wenig Abstand erscheint die Berichterstattung ohnehin äußerst fragwürdig:
“Obwohl der Kreml zu Verhandlungen bereit ist, marschieren Wladimir Putins Truppen weiter durch die Ukraine.”
“Karl Lauterbach hat … sich sogleich an eine Diagnose gewagt, was Putin zu dem schrecklichen Völkerrechtsbruch bewegte. Karl Lauterbach diagnostiziert bei Wladimir Putin “Narzissmus”.
Die schräge Formulierung legt nahe, dass das Wagnis der Diagnose “Narzissmus” nicht allzu riskant ist, vielleicht auch fraglich. Dass Putin “… nicht verrückt, sondern böse” ist,, “so der Honorarprofessor am University College London School Slavonic and East European Studies” wird sogleich über einen Link vermittelt – das ist also fröhliches Psychologisieren und Rätsellösen – ohne echte Lösung allerdings.
Karl Lauterbach sprach in Berlin von “Großmachtfantasien” des Präsidenten Wladimir Putins und einer Verletzung des Völkerrechts – “möglicherweise, so scheint es mir, zumindest auch zum Teil vermittelt durch narzisstische Geltungsbedürfnisse, die nicht hinnehmbar sind”, sagte der SPD-Politiker am Freitag in Berlin bei einer Pressekonferenz zur aktuellen Corona-Lage. Die Welt habe eigentlich “Besseres zu tun, als sich mit den Großmachtfantasien von Putin zu beschäftigen”, sagte Lauterbach. “Putin gefährdet Menschen in einer Situation, wo wir mitten in der Corona-Pandemie sind.” Für ihn seien die “Vorgänge bestürzendund in jeder Hinsicht traurig”.
Ich finde ja auch, dass es auch ohne Ukraine-Krieg schon genug Probleme auf der Welt gibt, würde neben “Corona” noch Klima und globales soziales Ungleichgewicht nennen, wo sich Russland aus seiner Verantwortung stiehlt, und das alles wegen der persönlichen Störung des zarenhaften, geltungssüchtigen Putin? Da hätten also unsere wissenschaftlichen Dienste, indem sie versäumten, zu warnen, schwer versagt…
Wie sich eine narzisstische Persönlichkeitsstörung darstellt, will der Artikel gleich noch aufzeigen:
Eine narzisstische Persönlichkeit zeichnet sich dadurch aus, dass Erkrankte “ein mangelndes Selbstwertgefühl und eine starke Empfindlichkeit gegenüber Kritik” besitzen, wie das Portal “Therapie.de” erklärt. Diese Menschen sind oft eitel und strotzen vor übertriebenen Selbstbewusstsein. Außerdem prahlen sie gerne über ihre Leistungen und stellen sich im besten Licht da. das alles, um Aufmerksamkeit zu bekommen. Ihnen fehlt es aber hingegen an Einfühlungsvermögen.
Narzissmus, wie immer man den darstellen will, entwickelt sich in einem System, das Narzissmus “begünstigt”. Dieses System hat tiefe und fein verästelte Wurzeln und Blüten, die schnell verblühen.
Das hat seine Bedeutung in der biologischen Diversität, vor allem in der Saisonalität, in der Zeichensprache der Natur, in Symbolik und Mythologie.
Verantwortung
Verantwortung, nicht nur für die gewohnte, “eigene” Sphäre wahrzunehmen, sondern für das globale Ganze wäre der ziemliche Gegenentwurft zum narzisstischen Holzweg. Dazu hatte ich mal etwas kopiert und aufgehoben:
“Über der Tafel hing ein großes Plakat mit den Worten: “Ich kann es noch nicht.” Und das Zauberwort “noch” war deutlich markiert. Das hat mit uns allen etwas gemacht. Etwas Gutes.”