Es gibt bereits etliche Fassungen des I-Ging im Internet, die meist der “offiziellen”, gedruckten Fassung wie ein Ei dem anderen entsprechen. Was von dem Verfahren zu halten ist, das Orakel per Mausklick zu erstellen, kann ich nicht beurteilen.
Vielleicht st es an der Zeit, individuelle, subjektive Interpretationen des I-Ging vorzulegen: Dadurch können diejenigen, die nach einer Interpretation suchen, im Idealfall aus mehreren Deutungsmöglichkeiten auswählen, oder Anregungen für die eigene Interpretation finden, wenn auch jede Deutung anders ist und in die jeweilige Deutung die jeweiliege Frage einbezogen werden muss, was ja das eigentlich Schwierige bei der Interpretation darstellt.
Zudem: Wie bei jedem Orakel gibt es keine Gewähr. Der Nutzen des Orakels hängt von der Ernsthaftigkeit, mit der man es befragt, und vom Verständnis ab – “Was wollen mir diese Worte sagen, und was soll ich tun?” Insofern gibt es durchaus Fälle, in denen man das Orakel erst gar nicht fragen sollte, oder sich besser irgend einen anderen Rat holt. Eine Tradition, solche Fragen zu besprechen, gibt es hierzulande nicht.
- Kiën – Das Schöpferische
- Kun – Das Empfangende
- Dschun – Die Anfangsschwierigkeiten
- Mong – Die Jugendtorheit
- Sü – Das Warten, (die Ernährung)
- Sung – Der Streit
- Schï – Das Heer
- Bi – Das Zusammenhalten
- Siau Tschu – Des Kleinen Zähmungskraft
- Lü – Das Auftreten
- Tai – Der Friede
- Pi – Die Stockung
- Tung Jen – Gemeinschaft mit Menschen
- Da Yu – Der Besitz von Großem
- Kiën – Die Bescheidenheit
- Yü – Die Begeisterung
- Sui – Die Nachfolge
- GU- Die Arbeit am Verdorbenen
- Lin – Die Annäherung
- Guan – Die Betrachtung, (der Anblick)
- Schï Ho – Das Durchbeißen
- Bi – Die Anmut
- Bo – Die Zersplitterung
- Fu – Die Wiederkehr, (die Wendezeit)
- Wu Wang – Die Unschuld, (das Unerwartete)
- Da Tschu – Des Großen Zähmungskraft
- I – Die Mundwinkel, (die Ernährung)
- Da Go – Des Großen Übergewicht
- Kan – Das Abgründige, das Wasser
- Li – Das Haftende, das Feuer
- Hiën – Die Einwirkung, (die Werbung)
- Hong – Die Dauer
- Dun – Der Rückzug
- Da Dschuang – Des Großen Macht
- Dsin – Der Fortschritt
- Ming I – Die Verfinsterung des Lichts
- Gia Jen – Die Sippe
- Kui – Der Gegensatz
- Giën – Das Hemmnis
- Hië – Die Befreiung
- Sun – Die Minderung
- I – Die Mehrung
- Guai – Der Durchbruch, (die Entschlossenheit)
- Gou – Das Entgegenkommen
- Tsui – Die Sammlung
- Schong – Das Empordringen
- Kun – Die Bedrängnis, (die Erschöpfung)
- Dsing – Der Brunnen
- Go – Die Umwälzung, (die Mauserung)
- Ding – Der Tiegel
- Dschen – Das Erregende, (das Erschüttern, der Donner)
- Gen – Das Stillehalten, der Berg
- Dsiën – Die Entwicklung, (allmählicher Fortschritt)
- Gui Me – Das heiratende Mädchen
- Fong – Die Fülle
- Lü – Der Wanderer
- Sun – Das Sanfte, (das Eindringliche, der Wind)
- Dui – Das Heitere, der See
- Huan – Die Auflösung
- Dsië – Die Beschränkung
- Dschung Fu – Innere Wahrheit
- Siau Go – Des Kleinen Übergewicht
- Gi Dsi – Nach der Vollendung
- We Dsi – Vor der Vollendung
Dass das I-Ging auch eine wertvolle Lektüre sein kann, die einiges von der konfuzianischen Weltsicht an uns heranträgt, ist ein weiterer Aspekt, und wir können, müssen uns aber nicht und auch auf die Sicht des C.G. Jung einlassen, der – beim Orakel – den Aspekt der Synchronizität neben den der Kausalität stellte.
Wissenschaftlich verifizierbar im Sinne von Reproduktion einer Versuchsanordnung sind Münzwürfe nun allerdings nicht – aber ein schönes Beispiel für “sinnvollen Zufall”, wenn wir den Sinn im I-Ging erschließen.
Den hat es allerdings in jedem Falle, wie es sich für ein ordentliches, mehrdeutiges Orakel gehört.
Daneben ist es – implizit – pure Psychologie, “Lehre von den Seelenkräften”.
(vgl. Anmerkungen zu Bild 41)
Dieses Bild stammt von der Homepage zum Film: I-Ging/Wandlungen, der über Richard Wilhelm, von dem die deutsche I-Ging-Übersetzung stammt, berichtet.