Der Freie Willen im Netz der Begriffe

| Keine Kommentare

Peter Schneider hat in der Basler Zeitung die schöne Frage: Gibt es einen freien Willen? beantwortet.

Mir hat die Antwort gefallen, hier ist sie, etwas gekürzt:

Der freie Wille hat seine Bedeutung (in wittgensteinschen Worten) innerhalb eines Sprachspiels, in dem Begriffe wie «Verantwortung», «Entscheidung», «Gründe», «Handlung», «Reflex», «Unfreiheit», «Zwang» und einige andere mehr eine Rolle spielen, die je einander erklären und nur im voneinander abhängigen Gebrauch sinnvoll sind: Eine freiwillig vollzogene Handlung ist zum Beispiel kein Reflex, wir werden nicht zur ihr gezwungen, und darum können wir für sie verantwortlich gemacht werden. Der «freie Wille» ist keine Hirnfunktion, sondern Teil eines Bedeutungsnetzes, innerhalb dessen wir ein bestimmtes Leben leben. Wenn man einen Begriff aus solchen Netzen herausschneidet, wird er nicht deutlicher, sondern nur unsinnig und unbrauchbar. (Versuchen Sie mal statt mit einem Netz mit einem Knoten einen Fisch zu fangen!)

Also: Freiwillige Handlungen gibt es, der Rest ist eine Idee, die nicht immer aufgeht, wenn ich das richtig verstanden habe. Nehmen wir bei den weiteren Begriffen im Bedeutungs-Netz noch den Trotz hinzu, sind wir auch schon beim “freiwilligen Nicht-folgen”. Nehmen wir nun noch an, dass jemand sich selbst gegenüber trotzig verhält (natürlich in Wirklichkeit den eigenen Introjekten gegenüber), haben wir es mit einer Spezialform der Freiwilligkeit zu tun. Der Umgang mit der Freiheit muss halt auch gelernt sein…

Hinterlasse eine Antwort

Pflichtfelder sind mit * markiert.

*