… erklärt uns Getrud Höhler in ihrem Buch “Die Patin”. Bei Amazon kann, wer will, hineinschnuppern, beim HR einen Artikel zu einem gesendeten Interview lesen, oder das Interview als Podcast nachhören.
Gertrud Höhler hat eine bitterböse Abrechnung mit der Bundeskanzlerin veröffentlicht: “Die Patin – Wie Angela Merkel Deutschland umbaut” heißt ihr neues Buch. Einen egomanischen Politikstil wirft Höhler ihr vor, die Relativierung von politischen Werten. Angela Merkel würde so am Zerfall der Demokratie arbeiten. Starker Tobak, vor dem sie auch im hr1-TALK mit Uwe Berndt nicht zurückschreckt:
Merkel würde bisherige politische Normen “relativieren”, so Höhler im hr1-TALK und führt als Beispiel den Atomausstieg und das Vorgehen beim Euro-Rettungsschirm ESM an. Auf die Frage von hr1-Moderator Uwe Berndt, ob Angela Merkel die Demokratie gefährde, antwortet Höhler: “Ja, das tut sie. Angela Merkel hat nicht so viel Respekt vor den Regeln der demokratischen Verfassung, wie die meisten von uns das haben.”
Statt “bitterböse Abrechnung” könnte man auch “Analyse” formulieren, denn Frau Höhler muss als Pfarrerstochter die Fähigkeit, sich in die Person Merkel einzufühlen haben, in hohem Maße haben, wegen der gemeinsam erlebten Strukturen. Und sie ist keine Vielschreiberin, die wegen allem, was ihr durch den Kopf geht, gleich ein Buch schreibt. Aus der Kurzbeschreibung des Buches:
Angela Merkel bedient sich der Kernbotschaften anderer Parteien, ohne sich zu deren Werten zu bekennen. Machterhalt geht vor Parteienvielfalt. Ist Deutschland auf dem Weg zu einer Einheitspartei?, fragt Gertrud Höhler in ihrer brisanten Streitschrift. Mal liberal, mal konservativ, mal christlich-sozial. Die deutsche Kanzlerin lässt sich nicht festlegen. Sie steht nicht für bestimmte Werte oder Positionen. Vielmehr bedient sie sich – je nach politischer Stimmung und Aktualität – der Kernbotschaften anderer Parteien und schleift damit die Parteienvielfalt. Sie ist die “Patin”, die unsichtbar die Fäden zieht, um ihren eigenen Machterhalt zu sichern. Eine gefährliche Tendenz für Deutschland, sagt Gertrud Höhler. Versprechen werden vermieden, Moral wird zur Manövriermasse, die Geringschätzung von Tugenden zum Programm. Die Folgen: der Ausstieg aus den wichtigsten Spielregeln von Demokratie, Vertragstreue und Wettbewerb. So nivelliert die Politikerin Merkel allmählich die politischen Institutionen und etabliert eine zentralistische Regentschaft – Merkels neues Deutschland.
Mit derart geschliffenen Sätzen zu kämpfen, ist angesichts der Möglichkeiten des Gegners mit Sicherheit nicht den Dialog fördernd, und ich erwarte von Frau Merkel auch keine Gegendarstellung. Die Kritik der Frau Höhler könnte sich auch gegen die deutsche Mentalität richten, einigermaßen erträglich regiert werden zu wollen, unkritisch die angebliche Alternativlosigkeit von Regierungsentscheidungen hinzunehmen, statt sich zu engagieren.
Als Unternehmensberaterin hat Frau Höhler jedoch vor allem die Führungskräfte im Visier, und nicht das Volk, das – auch ohne Frau Merkel – dereinst durch die Gassen lief und behauptete, dieses zu sein. Es kann jetzt versuchen, einen Einblick in die “wahren” Machtverhältnisse zu bekommen; viel Spass dabei!