#internetoptimismus und Hoffnungen

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Das Internet ist kein privater Raum (mehr). An und für sich ist es ja auch eine Möglichkeit, digital zu publizieren, Meinungen, Informationen auszutauschen, auch ohne Buch- oder Zeitschriftenverlag, jedenfalls öffentlich. Jetzt wissen wir, dass Geheimdienste den Datenverkehr überwachen, protokollieren, auswerten. Patrick Breitenbach hat dazu die Blogparade “#internetoptimismus” gestartet:

Die bisherige Form der Netzbegeisterung hat sich … als defekt erwiesen, weil sie von falschen Voraussetzungen ausgegangen ist. Nach dieser Kränkung muss ein neuer Internetoptimismus entwickelt werden. Eine positive Digitalerzählung, die auch unter erschwerten Bedingungen in feindlicher Umgebung funktioniert, denn der dauernde Bruch sicher geglaubter Grundrechte hält an.

Meine Netzbegeisterung hat sich ohnehin gelegt. Das Netz ist kein Freiraum, und die Kontakte, die hier möglich sind, sind begrenzt und virtuell. Die Kommunikation geht meist ohnehin nur in eine Richtung, und wo es schwierig wird, wird weitergesurft, aber nichts verstanden.

Die fast vollständige Durchdringung der digitalen Sphäre durch Spähapparate aber hat den famosen Jahrtausendmarkt der Möglichkeiten in ein Spielfeld von Gnaden der NSA verwandelt. Denn die Überwachung ist nur Mittel zum Zweck der Kontrolle, der Machtausübung. Die vierte, digitale Kränkung der Menschheit …

So ein Abschied von der Utopie ist ja vielleicht der Aufbruch zur nächsten Utopie. Von der wir uns dann auch verabschieden müssen.

Wer sich unter dem Stichwort “Echolon” etwas vorstellen konnte, wird ohnehin nicht geglaubt haben, das Internet würde nicht gescannt.

Manche raten dazu, die Telekommunikation zu verschlüsseln – so einen Blogbeitrag wollte ich wie folgt kommentieren:

Mir fällt da der alte Spruch “Wissen ist Macht” ein. Die Datensammler wissen zu viel von Dingen, die eigentlich privat sind.
Dass dieses Wissen auch genutzt wird, ist auch nur logisch, also wird damit einhergehend auch irgendwo schon längst (und subtil) Macht ausgeübt.
Wir wissen nicht, was die “Staatsschützer” mit “ihren” Daten anfangen, aber es ist Überwachung:
Solange die User sich für das interessieren, was Google-Trends aufzeigt, ist ja noch alles im grünen Bereich.
“Eine Zensur findet nicht statt”, steht bei uns im Grundgesetz. Bei der Suchmaschine aber nicht.
Sowohl die Werbeeinblendungen als auch die Suchergebnisse sind “rational erklärbar”, und auch Manipulation.
Es dauert vielleicht nicht mehr lange, bis es tatsächlich Maschinen gibt, die intelligent genug sind, einen Beitrag wie diesen zu verstehen: Wird dann der Autor als systemkonform und harmlos, oder als potentieller Gefährder, Störer, Oppositioneller, oder Spinner klassifiziert?
Mir geht es um die Freiheit der Meinungsäußerung, und nicht um die “Freiheit”, meine Meinung zu chiffrieren.

Die Blogverwalter haben den Kommentar nicht freigeschaltet.

Kommentarspam ist eine der traurigen Netz-Wirklichkeiten. Gute Kommentare sind so extrem selten (geworden), dass sich mein “Netzpessimismus” verstärkt hat. Es ist aber auch eine Des-illusionierung.

Unter den Beiträgen zur Blogparade bin ich diesem http://www.frankzimmer.de/2014/01/26/warum-storify-das-internet-ein-bisschen-besser-machen-koennte/ gefolgt.

Auf Storify gab es ganz oben einen Beitrag zur US-Serie “Biggest Loser“.

Rachel hat den Abnehmwettbewerb gewonnen, was zu unterschiedlichen Meinungsäußerungen führte, Tweets, Blog-Artikel, Meldungen. Davon war der Spotify-Artikel eine Zusammenführung, das Bild eingebunden vom Server des Blogs mit dem Artikel

The Biggest Loser And The Eating Disorder Epidemic

Nur über die Bild-Adresse war das Blog zu finden.

Biggest Loser hat Emotionen aufgewühlt, Rachel, die Leistungsschwimmerin, hat 250.000 Dollar verdient. Ich glaube nicht, dass sie anorektisch ist, ich glaube, sie hat sich für die Sendung gemästet, während der Serie maximal abgenommen, um das Preisgeld einzustecken.

Aber, wie auch immer: Weder die Sendung noch der im Internet folgende Wasserglas-Sturm ändern etwas an der Gesundheitsgefährdung durchs Übergewicht.

Wir haben die dritte Kränkung der Menschheit noch nicht verwunden: Unbewusst wehren wir uns dagegen, die Realität anzuerkennen. “Das Internet” hat, wo es um Adipositas geht, laut von der “Eating Disorder” -Epidemie geschrien und Anorexie gemeint. Als wäre Adipositas keine Essstörung, kein  Hinweis auf  eine massenhafte orale Fixierung. So groß das Problem ist – es wird ins Boot-Camp verlagert.

Nicht einmal die NSA-Agenten blicken bei diesem Possenspiel durch. Sie sammeln Daten, die sie nicht verstehen, schützen aber nicht die Gesellschaft. Vielleicht gibt es Datenabschöpfung künftig doch nur noch auf richterliche Anordnung? Dann könnte man die freien (Rechen-) Kapazitäten für den Umweltschutz einsetzen.

Eine Antwort auf ein gesellschaftliches Problem

Eine Antwort auf ein gesellschaftliches Problem

Die Hoffnung behalten, ist doch auch schon fast optimistisch. Nein, ich habe die Hoffnung noch nicht aufgegeben, dass im Internet “noch etwas geht”. Sonst hätte ich die Portionsdiät auch schon längst gelöscht. Der Link zielt übrigens schon wieder auf eine Blogparade ;-)

Bei junaimnetz war die Rede vom sozialen Kapital, das die aktiven User generieren und der Allgemeinheit zur Verfügung stellen. So ist das mit dem Projekt “PD” ja auch gedacht: Als ein Fortschritt.  Vielleicht schieben wache Menschen das Projekt noch ein wenig an, denn Hilfe braucht es noch.

Und hoffentlich finden sich noch demokratische Mehrheiten, die dafür sorgen, dass die Schlapphut-Träger ihre wahnhafte Datensammelei beenden dürfen, und endlich eine Arbeit bekommen, die dem Allgemeinwohl dient.

 

 

Nachtrag:

Die vierte Kränkung der Menschheit soll als ihren Vorläufer die dritte Menschheitskränkung, dass der Mensch nicht Herr im Hause der Bewusstheit ist, haben – und hier wird FREUD als der Entdecker der Kränkung genannt.

Ein wenig Recherche – nach “Begriffsgeschichte” und “Unbewusstes” hilft, und führt unter anderem zum Artikel

The Philosophy of the Unconscious 

auf  Wikipedia.org. Da gibt es noch so Manches zu entdecken…

 

 

 

 

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