Märchen für mehr Empathie

| Keine Kommentare

Empathie-Fähigkeit bei Studenten nimmt rasant ab

Eine amerikanische Studie hat gezeigt, dass Studenten heute weniger Interesse für ihre Mitmenschen empfinden als früher. Schuld daran sollen die Medien sein.

So weit eine Überschrift aus der ZEIT. Und:

Standard-Tests hätten ergeben, dass College-Schüler heute über 40 Prozent weniger einfühlsam seien als ihre Kollegen vor 20 oder 30 Jahren.

Konrath und ihre Kollegen stellten ihre Erkenntnisse diese Woche auf einem Treffen der “Association for Psychological Science” in Boston vor. … Die Analyse zeigt, dass heutige Studenten im Vergleich zu ihren Kollegen in den späten siebziger Jahren weniger bemüht sind, die Perspektive ihrer Freunde nachzuvollziehen. Außerdem zeigen die Studenten laut der Studie weniger Sorge um diejenigen, denen es schlechter geht.

Für viele Menschen seien die gegenwärtigen College-Studenten – die manchmal als “Generation-Ich” bezeichnet würden – selbstzentriert, narzistisch, wetteifernd und individualistisch, sagt Konrath.

Das interessanteste an der Meldung in der ZEIT ist die Unmenge an Kommentaren, die dort abgegeben wurde und wird. Immerhin zeigt sich dort das Bemühen um das Verständnis des Phänomens, das auch im Wesentlichen so wahrgenommen wird:

.. nur wenige Menschen zeigen Empathie, Anteilnahme oder auch Interesse. Interesse am Gegenüber, am Anderen, an seinem Leben, an seinen Erfahrungen. Das erfordert ja auch Zeit und die hat man heute kaum mehr. … Ich habe das Gefühl, dass viele Menschen nur noch um sich selbst kreisen, in einer nicht mal egoistischen Weise. Da ist etwas passiert, dass sie gar nicht mehr in der Lage sind, ihr Gegenüber zu sehen.

Die Generation der heutigen Studenten hatte Eltern, die bereits mit dem in die Wohnung eingezogenen Fernsehgerät ausgestattet waren. Insofern waren die heutigen Studenten als Kinder stärker sich selbst, oder dem Bildschirm überlassen.

Märchen und Mythen spielten nur noch eine kleine Rolle: Märchen wurden bereits vom Cassettenrecorder oder dem Schalplattenspieler vermittelt.
Für die Äußerung des Kindes, wie es bestimmte Szenen empfindet, bleibt so kein Platz mehr.
Das, was das Kind schon als Kind verarbeiten könnte, kann es so nicht verarbeiten.
Bei der genannte “Ich-Bezogenheit in gar nicht mal egoistischer Weise” scheint es sich um eine narzistische Ich-Bezogenheit zu handeln: Das rechte “Wir-Gefühl” hat schon bei den Eltern gefehlt; wie sollen sie es dann vermitteln?

Möglich wäre vielleicht noch eine Nachsozialisation, bei der das historisch gewachsene Kulturgut noch einmal gemeinsame Werte vermittelt.

Hinterlasse eine Antwort

Pflichtfelder sind mit * markiert.

*