“Das Glück” erscheint launisch, Unglück manchmal als normal. Wo das Unglück Normalität ist, kann es eine Angst vor dem Glück geben, wo “das Glück” übergroß, tritt die Angst vor dem Neid der Götter hervor.
Friedrich Schiller hatte die Angst vor dem Neid der Götter in der Ballade Der Ring des Polykrates thematisiert. Es ist
… die Ballade vom Glück. Doch gibt Schiller keineswegs eine Antwort was das Glück denn nun sei. Er will uns anregen selber darüber nachzudenken. Was ist für uns Glück? Gibt es das reine Glück? Ist es überhaupt erstrebenswert? Oder muß ekxtatisches Glück auch mit tiefem Leid verbunden sein- so wie ein Baum, dessen Wipfel den Himmel berühren, auch mit seinen Wurzeln immer tiefer ins Dunkel der Erde vordringen muß. (Quelle)
“… wurde durch den persischen Statthalter Oroites auf dem Berg Mykale (auf dem Festland gegenüber von Samos) unter Ausnutzung seiner Habsucht in einen Hinterhalt gelockt und auf eine Art getötet, “die man”, wie Herodot schreibt, “nicht wiedergeben kann”, um anschließend ans Kreuz genagelt zu werden (Vgl. Herodot / Historien / 3. Buch / 125 (Übersetzung von Christine Ley-Hutton)). Die Ermordung war laut Herodot nicht überraschend: „Das war das Ende des glücksgesegneten Polykrates. Amasis, der König von Ägypten, hatte es ihm vorausgesagt.”
Dieses Ende der Geschichte hat Schiller nicht mitgeteilt, wohl aber als bekannt vorausgesetzt. Wir verdanken ihm ein “geflügeltes Wort“:
Hier wendet sich der Gast mit Grausen.
Pharao Amasis (Ägyptens König)Diese Worte sagt in Friedrich Schillers Ballade Der Ring des Polykrates der ägyptische Pharao Amasis zu seinem Freund, dem Tyrannen Polykrates von Samos. Der ägyptische König befürchtet den Neid der Götter, denn Polykrates scheint unbegrenzt Erfolg und Glück zu haben. Er rät ihm deshalb, seinen teuersten Schatz ins Meer zu werfen. Polykrates wirft seinen Lieblingsring ins Meer, doch am folgenden Tag erscheint der Koch, der den Ring in einem gefangenen Fisch gefunden hat. Amasis ist nun der Ansicht, dass die Götter das Verderben seines Freundes wollen, und verlässt Polykrates auf der Stelle:
- „Hier wendet sich der Gast mit Grausen:
‚So kann ich hier nicht ferner hausen,
Mein Freund kannst du nicht weiter sein.
Die Götter wollen dein Verderben;
Fort eil’ ich, nicht mit dir zu sterben.‘
Und sprach’s und schiffte schnell sich ein.“Die Ballade behandelt das Thema, dass größter Erfolg nur den umso gewisseren tiefen Sturz befürchten lässt.
Glück und Neid:
Penelopeia … schmeichelt ihm [Odysseue] mit dem Lob seines exzeptionellen Verstandes. An die Schmeichelei aber, in der schon etwas vom Hohn steckt, fügen in jäher Zäsur, durchbrechend, die Worte sich an, die den Grund für alles Leiden der Gatten im Neid der Götter auf jenes Glück suchen, das nur von Ehe verbürgt wird, den bestätigten Gedanken der Dauer «[86]:Die Ewigen gaben uns Elend / Welche zu groß es geachtet, daß wir beisammen in Eintracht / Uns der Jugend erfreuten und sanft annahten dem Alter.«[87] Ehe heißt nicht bloß die vergeltende Ordnung des Lebendigen, sondern auch: solidarisch, gemeinsam dem Tod standhalten. Versöhnung wächst in ihr um Unterwerfung, wie in der Geschichte bisher stets das Humane gerade und allein am Barbarischen gedeiht, das von Humanität verhüllt wird.Dingt der Vertrag zwischen den Gatten mühsam nur eben uralte Feindschaft ab, so verschwinden doch dann die friedlich Alternden im Bild von Philemon und Baucis, wie der Rauch des Opferaltars sich verwandelt in den heilsamen des Herds. Wohl gehört die Ehe zum Urgestein des Mythos auf dem Grunde von Zivilisation. Aber ihre mythische Härte und Festigkeit entragt dem Mythos wie das kleine Inselreich dem unendlichen Meer. (Quelle - S. 33)
Andererseits ist unser Denken nicht nur durch die Grammatik bestimmt, sondern auch durch die Symbole, deren wir uns bedienen. Die sind zum Teil universell wie Welt, Sonne, Mond und Sterne, bekannt – fremd, Mutter, Vater, Geschwister, oben-unten, vorne-hinten, rechts und links, gut und böse.
„Wenn man, was heute noch phantastisch klingen mag, eine psychoanalytische Hochschule zu gründen hätte, so müßte an dieser vieles gelehrt werden …: neben der Tiefenpsychologie, die immer das Hauptstück bleiben würde, eine Einführung in die Biologie, in möglichst großem Umfang die Kunde vom Sexualleben, eine Bekanntheit mit den Krankheitsbildern der Psychiatrie. Anderseits würde der analytische Unterricht auch Fächer umfassen, die dem Arzt ferne liegen und mit denen er in seiner Tätigkeit nicht zusammenkommt: Kulturgeschichte, Mythologie, Religionspsychologie und Literaturwissenschaft. Ohne eine gute Orientierung auf diesen Gebieten steht der Analytiker einem großen Teil seines Materials verständnislos gegenüber.“ Freud, S. (1926) (http://www.ipu-berlin.de/)
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