Sparen wir uns Größenvergleiche und sagen es direkt: Die Amazonas-Urwälder gelten als eine “Grüne Lunge” der Erde und sind “gigantisch groß” und enorm wichtig:
Bildquelle NASA, gemeinfrei, via WikipediaUnter dem rechtspopulistischen Präsidenten Brasiliens hat sich die Zerstörung des brasilianischen Amazonas-Regenwaldes massiv beschleunigt. Bolsonaro – selber Klimaskeptiker und Freund der Agrarindustrie – hatte große Flächen für die Landwirtschaft freigegeben und das Budget für Klimaschutz fast vollständig gestrichen. Auch stellt er den Schutz von Waldgebieten als Lebensraum und Kulturerbe der indigenen Bevölkerung infrage. Die gerodeten Flächen werden vor allem für den Anbau von Soja und für die Rinderzucht verwendet.
Merkwürdig, dass die Bundesumweltministerin Svenja Schulze lediglich Zweifel hegt, “ob eine konsequente Reduzierung der Entwaldungsraten noch verfolgt wird” – Sattelitenfotos sprechen ihre eigene Sprache, und wenn “Berlin” keine Agenten vor Ort hat, und keine Sattelitenfotos auswerten kann, muss es mal mit dem Vatikan reden, denn jeder Priester ist eine Nachrichtenagentur und liefert Informationen nach “oben”, zur nächsten Hierarchieebene, so dass alles von Belang bequem und ganz ohne Spionagedienst und Geheimpolizei in Rom ankommt.
Oder die neue Verteidigungsmuinisterin schickt eine Staffel Aufklärungsflugzeuge, denn die Auflösung der Satelliten genügt nicht, das Fällen “einzelner” Bäume im Urwald feststellen zu können: damit wird auch die Abwertung und “Auslaugung” gefördert, wenn auch keine Entwaldung eintritt, tritt ein kaum zu verkraftender Schaden ein. Das Urwaldproblem ist überall, wo es diese Vegetationsform noch gibt.
https://www.klimareporter.de/protest/viele-gretas
Es ist schon schizophren, wenn hierzulande bei den “Elektroflitzern” für die Autobahn der 60-er Jahre optimiert wird – Batterien gelten erst ab >50 Kilowattstunden Kapazität als leidlich ausreichend, und in den ärmeren Ländren wird die Energie, um Mahlzeiten zuzubereiten, noch mit wertvollem, vor allem “defizitärem” Feuerholz gewonnen:
Länder in Ostafrika haben einen hohen Bedarf an Holz für Feuer- und Baumaterial sowie diverse Produkte. Dieser Bedarf kann nicht gedeckt werden. Die stetige Abholzung durch den Menschen führt zur Zerstörung von Wäldern und Landschaften und gefährdet das Ökosystem und die Lebensgrundlage der Menschen. (Quelle)
Klimaschutz mit Baum-Plantagen kann man machen – ob das dann noch Klimaschutz ist, ist eine andere Frage – wenn es sich andererseits um eine lohnende Investition handelt und sogar die Deutsche Entwicklungshilfe involviert ist, gibt es einen Spiegel-Artikel – “und gut ist”:
In Uganda forstet eine deutsche Firma Wald auf. Doch … für die Flächen müssen Bauern, die in der Region leben, ihre Hütten verlassen und werden zwangsweise umgesiedelt. Zudem bieten die neu entstandenen Plantagen kaum Lebensraum für Tiere. (Quelle)
Ergänzend gibt es zur Information unserer Abgeordneten/Innen diverse Kommissionen, die Papiere erstellen, ein solches aus 1997 hat sich ins Internet verirrt und besagt, dass der Urwald klimatisch irgendwie gebraucht und gerodet wird, aber auch der indigenen Bevölkerung Lebensraum ist beziehungsweise war, wenn – hier nennt man weder Ross noch Reiter – gerodet wird. Deren Nutzung des Urwalds (Subsistenzwirtschaft) wäre im Einklang mit der Natur, minimal-invasiv und unschädlich.
“Die Zerstörung der tropischen Wälder hat weitreichende ökologische und ökonomische Auswirkungen … . Die wirtschaftlichen Auswirkungen schlagen sich direkt in den volkswirtschaftlichen Gesamtrechnungen der Tropenwaldländer nieder, während sich die ökologischen Schäden häufig einer monetären Erfassung entziehen.”
Das sind Sätze, die eindeutig einlullend wirken: Das Bruttoinlandsprodukt wird jeweils erfasst – die Gewinne werden dargestellt (können aber nicht allzu hoch sein – erst verarbeitet wird Holz wirklich teuer), für die Schäden gibt es keine Berechnungsmethode (Adam Riese dreht sich im Grab um).
Zudem werden illegale Gewinne mitnichten erfasst, sind aber anzunehmen: Bei den Elfenbeinschmugglern und “Drogenbaronen” gilt nichts anderes als bei geschmuggeltem Holz, auch wären unter dem Stichwort “ausgestorbene und bedrohte Baumarten” weitere Daten zu nennen.
Beim Kapitel “Tropenholz und internationaler Handel” braucht man starke Nerven – das Meiste ist “Energieholz”, eine feine Umschreibung für das Grill-Wochenendvergnügen des Deutschen Michel, der “natürlich” bei der Grillkohle das Beste und Billigste wählt – vielleicht sogar verkohltes tropisches Edelholz wie Teak oder Wengé (das sind allerdings Tropenhölzer aus Asien und Afrika; zu Holzarten aus dem Amazonas-Regenwald liefert der Wikipedia-Artikel keine Information; der einst hierzulande äußerst beliebte Rio-Palisander gilt als so gut wie ausgerottet). Tropische Edelhölzer rangieren vom Preis her etwa gleichauf mit der französischen, deutschen oder amerikanischen Eiche oder auch dem Nussbaum, die wiederum allgemein günstiger als zum Beispiel Kirschbaum sind.
Nur als Randnotiz: Schlecht schätzen kann man im übrigen das Alter der Mooreiche, die das Phänomen der Konservierung im sauren Milieu der Moore illustrieren, und dass auch totes Holz eine ganze Menge an Kohlenstoff, der aus Co2 gewonnen wurde, binden kann.
Merke:
"Holz ist ... der bedeutendste Rohstoff der Tropenwälder."
Ich musste den Satz zweimal lesen, bis ich verstanden habe, mit was für einer grottigen Banalität die Empfänger solcher Papiere gequält und von den übergangenen Problemen abgelenkt werden …
Der BUND hat eine recht instruktive Graphik getweetet:
Gut zu wissen, dass man auch dort auf das Problem aufmerksam macht.
Norwegen und die Bundesregierung stoppen Regenwald-Schutzprojekte, da Brasilien den Amazonas weiter wild abholzt. Doch das hilft nicht. “Bolsonaro lacht nur darüber”.
Jedoch nicht nur zur Produktion von Rindfleisch, Leder und für andere Rinderprodukte wird der Regenwald in künstliches Grasland umgewandelt. Weil die Bodenpreise schnell steigen, wird die Viehzucht als Hebel für die Bodenspekulation genutzt, die zum Großteil illegal ist. Urwald hat fast keinen Marktwert – aber gerodetes Weideland kann für die Viehzucht genutzt oder an Groß-Farmer, einschließlich Soja-”Bauern”, verkauft werden.
Es käme darauf an, dass “unsere” Freihandelsabkommen nicht die freie Entfaltung des Raubritterkapitalismus fördern, sondern die sozialen, ökologischen und schließlich auch ökonomischen Belange dieser Welt berücksichtigen. “Politische Bildung” ist ein schwieriges Fach, Details werden schnell vergessen (zum Beispiel: Was hatte Mao-Tse-Tung mit Brasilien zu tun?) und die globalen Zusammenhänge sind komplex. Welche Aktionen sind wirksam, welche Forderungen sind wann an der Zeit?
Nachtrag:
Eine Ernährungsumstellung auf breiter Front, ohne Soja-gefüttertes Schlachtvieh, könnte gegen eine der Ursachen der Abholzung angehen.
Hinweis: Die aalglatten Routiniers beantworten diese Fragen aus dem Handgelenk, aber falsch.
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