Google Glass ist wieder mal ein Spielzeug, das die Welt nicht braucht, aber schon tauchen Freaks auf, die sich mit gefakten Google Glasses wichtig machen wollen.
Bei der Süddeutschen ist das Ding einen Artikel wert::
der zum Voll-Nerd konvertierte Bild-Chefredakteur Kai Diekmann hatte sich in seiner Sommerresidenz in Silicon Valley als Tester beworben: “Ich sehe soviel besser damit aus!”, twitterte er wie andere auch unter dem Hashtag #ifihadglass, und siehe da!, er wurde erhört. So lief es Gründonnerstag über die Agenturen.
Wenn nicht gleich die ganze Demokratie, so sei doch zumindest die Privatsphäre gefährdet, und geregelt muss werden,
dass
- 1. niemals damit Face Recognition (Gesichtserkennung) statthaft sein darf,
- 2. ein “Do Not Track”-System implementiert wird, das es Einzelpersonen ermöglicht, den Zugriff auf ihre persönlichen Daten komplett zu verweigern,
- 3. persönliche Informationen, welche die Brille sammelt, immer Eigentum ihres Besitzers bleiben,
- 4. die aufgezeichneten Daten verschlüsselt aufgezeichnet werden, damit sie nicht für Data Mining genutzt werden können, also weder in die Hände von Regierungen und Sicherheitsdiensten geraten oder für kommerzielle Verwendung ausgewertet und eingesetzt werden können.
- Die größte Sorge der Gruppe ist, dass man als (gefilmtes?) Gegenüber eben nie weiß, was das Nasending gerade tut. Auslöser ist ein Testbericht in “The Verge”, in dem steht, dass man in einem Cafe zwar ein herkömmliches Kamerateam aus Datenschutzgründen herauskomplementiert habe, nicht aber den Träger der Brille, der weiterhin in aller Seelenruhe aus dem Cafe aufzeichnete und sofort ins Netz übertrug:
“Stop The Cyborgs” heißt die Initiative, auf deren Mist diese Liste gewachsen ist, und klar ist auch, dass es die verstekcte Kamera schon längst auch in die Medien geschafft hat.
“What would you do?” heißt eine ABC-Serie, in der normale Leute heimlich gefilmt werden, während sie eher unwahrscheinlichen Situationen ausgesetzt werden.
Auch das sind Einblicke in die Privatsphäre, die aber letzlich mit dem Einverständnis der Gefilmten ausgestrahlt werden, und nichts mit totaler Überwachung zu tun haben.
Harte Drogen finden den Weg in die traute Mittelschicht-Welt in Amerikas Vorstädten – solche Berichte aus der Privatsphäre verdeutlichen gesellschaftliche Probleme:
- bei den SZ-Kommentatoren fällt aber schon mal der Name “Orwell”.
Das Fortschreiten von Datenerfassung, Datenanalyse und der assoziierten Prozesse ist jedenfalls etwas, was die dignitas des Einzelnen und die Freiheit allgemein in Gefahr bringen kann. George Orwell hat das schon richtig vorhergesehen.
Bei Orwell ging es um die Macht “der Partei”, die nach Belieben regelte, ob 2+2= 4, oder = 5 oder etwas Anderes ist. ,
George Orwell 1984 [hier: Das Hörbuch]
sollten wir vielleicht mal wieder zur Kenntnis nehmen; dort ging es zwar auch um Tendenzen hin zur Überwachungsgesellschaft, aber viel mehr noch um Techniken, die Meinung brutalst zu beeinflussen. Das Hörbuch ist leicht zu finden – auf einem großen Videoportal…
Das Programm der Partei:
Eine Kultur auf der Grundlage von
- Furcht, Hass und Misstrauen
- Sieg
- Treue zur Partei
- Rausch der Macht
- Verzweiflung der Feinde
Wo früher noch “Minox” synonym für Spionage war und Wanzen das Arbeitsgerät von richtigen Spionen waren, ist in naher Zukunft jetzt die totale Überwachung tatsächlich denkbar.
Heute geht es nicht mehr um den subtil personifizierten “großen Bruder”, sondern um Interessenpolitik und Marktgesetze, wobei bestimmte Figuren die Vorreiter spielen und der Tross von den Möglichkeiten der Technik schon zu begeistern sein wird.
Zu den Marktgesetzen gehört zunächst mal die Vermarktung: Da tut sich so einiges, das ist geschickt eingefädelt.