Der Blick des Blogs – warum ich/ wir Blogs schreiben (sollten)

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Auf dem Blog bobblume.de ging es neulich um die Kanzlerin, #Neuland und einen gewissen Enthusiasmus, das Bloggen betreffend, aus dem heraus entstand die Idee zur Blogparade:

Der Blick des Blogs – warum ich/ wir Blogs schreiben (sollten)

Als das Internet laufen lernte, war es ökonomisch sinnvoll, wenn möglichst viele Seiten erstellt wurden, und die Provider verdienten am “Netspace” und minütlich an der Nutzung der Leitungen.

Wer eine Homepage erstellte, durfte den Titel “Webmaster” führen und seine Gedanken der Welt zur Verfügung stellen: Ein “ozeanisches Gefühl” gewissermaßen, verbunden mit der Kniffelei, mit HTML etwas zu gestalten.

In einem anderen Artikel habe ich meine Bloggerei kürzlich mit “permanenter Weiterbildung” begründet, was einen Aspekt darstellt: Ich bilde mich weiter und gebe so Einiges weiter, will auch Anderen helfen, bei gesundheitlichen Fragen…

Bei diesen Fragen kommt es nicht nur auf die Kompetenz an, sondern vor allem auf  Smybole wie Schwesterntracht, weißen Kittel und Dr.-Titel.

Oder auf Kapital – einen großen Werbeetat, mit dem man Stars und Journalisten einkaufen kann, dem Volk das Hirn waschen, bis alle die Botschaft glauben: Abnehmen funktioniert über ein Punktesystem, oder, mit dem richtigen Buch, im Schlaf. Die Bestsellerliste “Ratgeber” zeigt, wobei die LeserInnen Rat suchen und enthält regelmäßig “Lehrbücher” zu Ernährung und Diät, meist von atemberaubender Schlichtheit.

Soll heißen: Ratgeber ohne Nachfrage sind stumm, kritische Ratgeber werden nicht nachgefragt, schlichte Rezepte ergeben kein perfektes Dinner und um sich in der Medienlandschaft Gehör zu verschaffen, muss man – weiß nicht.

Warum also mache ich das – “Bloggen”?

Das Lichtenberg-Rätsel  “Was ist leicht, und was ist schwer?” habe ich auch schon einmal “verbloggt”.  “Solches zu fragen, ist leicht, solches zu beantworten, ist schwer.”

Also aus Spass an der Freud, zum Teil. Lust am Schreiben, ein öffentliches Tagebuch zu führen: Letzteres weniger, weil ein Tagebuch in die Privatsphäre gehört, gerade wenn die Speculariphilie (speculari=lat.: spähen) grassiert.

Nico, wenn ich den Spitznamen benutzen darf, verweist auf einen SZ-Artikel, der die Vorzüge des (beim Schreiben) strukturierten Denkens hervorhebt – aber von da aus musste ich doch gleich weiterklicken und habe dieses Zitat gefunden:

Das Großartige am Internet war doch mal, dass es den Leuten die grenzenlose Möglichkeit gibt, selber Inhalte zu produzieren, Blogs sind dafür nur ein Beispiel. Heute nutzen die Leute jedoch am liebsten Seiten, die ihre Ausdrucksmöglichkeiten beschneiden. In den USA verbringen die Menschen zehn Minuten von jeder Stunde, die sie online sind, auf Facebook. Dort können sie den »Gefällt mir«-Button klicken oder Inhalte verlinken, aber kaum noch eigene kreieren.

Ein Interview mit Sue Gardener.

 

Warum bloggen wir?

Das ist ja noch die andere Lesart der Fragestellung. Um eigene Inhalte zu produzieren? Wegen einer möglichen Anerkennung für diese Inhalte? Selbstdarstellung? Mitteilungsdrang?
Alles legitim, doch drängt sich mir die Frage auf: Gibt es überhaupt noch ein “Wir”? Oder ist die Tendenz, nur noch Ich, Ich, Ich zu rufen oder zu denken, schon stärker?

Sie ist jedenfalls sehr stark, und wird damit erklärt, dass wir in einem “Zeitalter des Narzissmus” leben, womit aber nichts erklärt ist. Der “neuartigen Wahnsinn” war in der Antike erkannt und (mythologisch, was ja nicht unwissenschaftlich oder unlogisch ist) erklärt worden.

Die Tendenz zur Atomisierung der Gesellschaft hatte schon die Vorkriegs-Soziologie gesehen, und heute gibt es nicht mehr viel zu vereinzeln. Es könnte doch dieses oder jenes “Ich” geben, dem das nicht passt, das wieder nach mehr Gemeinschaft strebt. Ob “Vernetzung” und “Gemeinschaft” etwas gemein haben, und was, ist mir jetzt eine zu akademische Frage. Das Bloggen wird wohl irgend etwas mit “Austausch” zu tun haben – vermutlich

 

 

 

2 Kommentare

  1. Vielen Dank für einen Beitrag, der nachdenklich macht. Gerade über die letzte Fragestellung würde es sich lohnen weiter nachzudenken. Den Punkt der individuellen Hilfestellung ohne vorgeformte Meinung und Riesenetat finde ich auch sehr wichtig.

    Werde den Beitrag verlinken.
    Gruß

    • Danke für die Rückmeldung!

      Was das Gemeinschaftsgefühl betrifft, habe ich noch ein schönes Zitat gefunden:

      SPIEGEL: Was soll diese Solidarität aller Menschen im Bewußtsein ihrer Verlassenheit bewirken?

      HORKHEIMER: Zunächst einmal das Gemeinsame, die Fragwürdigkeit der Welt im Leiden und Sterben. Weiterhin die gemeinsame Bemühung um eine bessere Existenz.

      Ergänzend eventuell noch ein Video:

      Max Horkheimer – "Porträt eines Aufklärers" (1969)

      Der Massenbetrug in Werbung und Kulturindustrie (kommt bei diesen Quellen nicht ausdrücklich zur Sprache) ist  schon so zur Gewohnheit geworden, dass die Beworbenen die Lügen gar nicht mehr entlarven, oder die Wahrheit nicht unbedingt wissen wollen.

      Dagegen die “”gemeinsame Bemühung um eine bessere Existenz.” zu stellen und sich um Möglichkeiten einer besseren, gesünderen Lebensweise zu kümmern, ist aber doch eine Option.

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