Das Zeichen ist das Bild eines geöffneten Mundes: oben und unten die festen Lippen und dazwischen die Öffnung des Mundes. Vom Bild des Mundes, durch den man die Speisen aufnimmt, um sich zu ernähren, geht der Gedanke auf die Ernährung selbst über. In den drei unteren Linien ist die eigene Ernährung, und zwar die leibliche, in den drei oberen Linien ist die Ernährung und Pflege der andern, und zwar die geistige, höhere, zur Darstellung gebracht.
Das Urteil
Die Mundwinkel. Beharrlichkeit bringt Heil. Sieh auf die Ernährung und womit einer selbst sucht seinen Mund zu füllen.Bei der Zuwendung von Pflege und Ernährung ist es wichtig, daß für die rechten Leute gesorgt wird und man für seine eigene Ernährung in der rechten Weise sorgt. Wenn man jemand kennenlernen will, so braucht man nur darauf zu sehen, wem jemand seine Pflege angedeihen läßt und welche Seiten seines eigenen Wesens er pflegt und nährt. Die Natur nährt alle Wesen. Der große Mann nährt und pflegt die Tüchtigen, um durch sie für alle Menschen zu sorgen. Mong Dsi VI A 14 sagt hierzu: Wenn man erkennen will, ob einer tüchtig ist oder untüchtig, so braucht man auf nichts anderes zu sehen als darauf, welchen Teil seines Wesens er besonders wichtig nimmt. Der Leib hat edle Teile und unedle, hat wichtige Teile und geringe. Man darf um des Geringen willen nicht das Wichtige schädigen und um des Unedlen willen nicht das Edle schädigen. Wer die geringen Teile seines Wesens pflegt, der ist ein geringer Mensch. Wer die edlen Teile seines Wesens pflegt, der ist ein edler Mensch.
Pflege und Ernährung werden hier als miteinander gekoppelt gesehen. Natürlich hat “Ernährung” immer auch mit Diät zu tun.
Die Unterscheidung in edle und unedle Teile des Körpers würde man heute vielleicht vorsichtiger formulieren müssen, ergibt sich andererseits notwendig aus der Sozialisation.
Das Bild
Unten am Berg ist der Donner: das Bild der Ernährung. So hat der Edle acht auf seine Worte und ist mäßig im Essen und Trinken.«Gott tritt hervor im Zeichen der Erregung.» Wenn im Frühling die Lebenskräfte sich wieder regen, dann entstehen alle Dinge aufs neue. «Er vollendet im Zeichen des Stillehaltens.» So werden im Vorfrühling, wenn die Samen zur Erde fallen, alle Dinge fertig. Das gibt das Bild der Ernährung durch Bewegung und Stille. Der Edle nimmt das zum Vorbild für die Ernährung und Pflege seines Charakters. Die Worte sind von innen nach außen gehende Bewegung. Essen und Trinken ist die von außen nach innen gehende Bewegung. Beide Arten von Bewegung sind durch Stille zu mäßigen. So bewirkt die Stille, daß die vom Mund ausgehenden Worte das Maß nicht überschreiten und die zum Mund eingehende Nahrung das Maß nicht überschreitet. Dadurch wird der Charakter gepflegt.
Die einzelnen Linien
Anfangs eine Neun bedeutet:
Du läßt deine Zauberschildkröte fahren und blickst nach mir mit herabhängenden Mundwinkeln. Unheil!Die Zauberschildkröte ist ein Wesen, das keiner irdischen Nahrung bedarf, sondern solche Zauberkraft besitzt, daß es von der Luft leben kann. Das Bild besagt, daß man seiner Art und Stellung nach ganz gut frei und unabhängig aus sich selbst heraus leben könnte. Statt dessen verzichtet man auf diese innere Selbständigkeit und blickt mit Neid und Unmut zu andern empor, die es äußerlich besser haben. Dieser niedrige Neid ruft aber bei dem andern nur Hohn und Verachtung hervor. Das ist vom Übel.
Sechs auf zweitem Platz bedeutet:
Nach dem Gipfel sich wenden um Ernährung. Vom Wege abweichen, um von dem Hügel Ernährung zu suchen: wenn man so fortmacht, bringt es Unheil.Das Normale ist, daß man für seine Nahrung selbst sorgt oder sich von denen, die Pflicht und Recht dazu haben, auf rechtmäßige Weise ernähren läßt. Wenn man durch innere Schwäche nicht imstande ist, für seine Ernährung zu sorgen, so zeigt sich leicht eine Unruhe, indem man unter Umgehung des rechtmäßigen Erwerbs durch Gunst sich seinen Lebensunterhalt von höher Gestellten schenken läßt. Das ist unwürdig, denn man weicht von seiner Art ab. Das führt, dauernd betrieben, zu Unheil.
Sechs auf drittem Platz bedeutet:
Abweichen von der Ernährung. Beharrlichkeit bringt Unheil. Zehn Jahre handle nicht danach. Nichts ist fördernd.Wer Nahrung sucht, die nicht nährt, der taumelt von Begierde zu Genuß, und im Genuß verschmachtet er nach Begierde. Leidenschaftlicher Taumel, um die Sinne zu befriedigen, führt nie zum Ziel. Nie (zehn Jahre ist eine vollendete Periode) darf man so handeln. Es kommt nichts Gutes dabei heraus.
Nahrung, die nicht satt macht – Verhalten, das nicht befriedigt. Geistige, seelische Nahrung: “Die Seele nährt sich von dem, an dem sie sich erfreut.” (Augustinus)
Teufelskreis Begierde/Genuss/verschmachten nach Begierde: Überreizte Sinne, Überstimulation, Dekadenz. “Taumel der Leidenschaft” – verwirrte Leidenschaft, planlose Leidenschaft? Was wäre “zielführend”?
Begierde – Obsession ~ Unfreiheit. Die Obsession gleicht häufig einer “Phantomliebe”.
Abweichung Beispiel: Hunger – Übersättigung. Ernährung – Genuss nicht notwendig – “Das Fade”.
Wirkliche, echte Nahrung macht satt – und damit ist genug.
Bei der Suche nach Anerkennung gibt es nicht viel, das satt macht. Manche schwimmen auf einer Woge von Anerkennung – ein Facebook-Like nach dem Anderen (oder Ähnliches) – aber SATT ist ewas Anderes.
Glück ist die Abwesenheit von Unglück – und keine Euphorie.
Sechs auf viertem Platz bedeutet:
Nach dem Gipfel sich wenden um Ernährung bringt Heil. Mit scharfen Augen wie ein Tiger umherspähen in unersättlichem Begehren. Kein Makel.Anders als bei der Sechs auf zweitem Platz, die einen Menschen bedeutet, der geschäftig nur auf seinen eigenen Vorteil bedacht; ist, bedeutet diese Linie einen Menschen, der von hoher Stelle aus bestrebt ist, sein Licht leuchten zu lassen. Dazu braucht er Hilfskräfte, weil er allein sein hohes Ziel nicht erreichen kann. Begierig wie ein hungriger Tiger ist er darauf aus, die rechten Leute zu finden. Aber weil er nicht für sich, sondern für die Allgemeinheit sorgt, ist solcher Eifer kein Fehler.
Sechs auf fünftem Platz bedeutet:
Abweichen vom Weg. Bleiben in Beharrlichkeit bringt Heil. Man soll nicht das große Wasser durchqueren.Man ist sich eines Mangels bewußt. Man sollte für die Ernährung der Menschen sorgen, aber man hat nicht die Kraft dazu. So muß man vom gewohnten Weg abweichen und sich von einem geistig überlegenen, aber äußerlich unscheinbaren Menschen Rat und Hilfe erbitten. Wenn man diese Gesinnung beharrlich hegt, so hat man Erfolg und Heil. Nur muß man sich seiner Abhängigkeit bewußt bleiben. Man darf nicht mit seiner eigenen Person hervortreten und große Werke, wie das Durchqueren des großen Wassers, unternehmen wollen.
Oben eine Neun bedeutet:
Die Quelle der Ernährung. Bewußtsein der Gefahr bringt Heil. Fördernd ist es, das große Wasser zu durchqueren.Es ist hier ein Weiser höchster Art, von dem alle Einflüsse ausgehen, die für die Ernährung der andern sorgen. Eine solche Stellung bringt schwere Verantwortung. Bleibt er sich deren bewußt, so hat er Heil und mag auch große und schwere Werke, wie das Durchqueren des großen Wassers, getrost unternehmen. Sie bringen allgemeines Glück für ihn und alle.